Depot Basel zu Besuch im Impact Hub: "Im Austausch mit euch haben wir einiges gelernt."

Die Behauptung auf leuchtgrünem Hintergrund, das Poster, das Nina Paim und Corinne Gisel für Depot Basel gestaltet haben, kann durchaus als Provokation ankommen. Nicht im Sinne eines Angriffs hoffentlich, aber als Denkanstoss. Ein Wink mit dem Zaunpfahl sozusagen. Methoden aus kreativen Feldern in einem marktwirtschaftlichen Kontext zu implementieren, ist beliebt. Früher war Prozess-Design der letzte Schrei, heute steht überall Design Thinking drauf. Alle machen‘s, alle wollen‘s. Doch wissen auch alle was sie tun? Oder hat das Schlagwort den ursprünglichen Inhalt längst aufgefressen?

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Depot Basel mag es, Fragen zu stellen. Sich selber, anderen, gemeinsam mit anderen. Begriffe (insbesondere die inflationär verwendeten), Hierarchien, Regeln, Disziplinen: sie ungefragt zu übernehmen, ist nicht unsere Sache. Lieber hinterfragen wir – zusammen mit unseren Mitarbeitenden, Projektpartnerinnen und Partnern – aus vielen Perspektiven, untersuchen von allen Seiten, prüfen Sinn und Zweckmässigkeit, verwerfen, adaptieren, entwickeln weiter und erfinden neu.

 

Aber, ehrlichgesagt, dass wir DESIGN THINKING IS NOT WHAT YOU THINK IT IS im September ausgerechnet am Impact Hub aufhängten, hatte auch ein wenig mit unseren Vorurteilen zu tun. Depot Basel – selbstinitiiert, nicht profitgerichtet, nach seinen eigenen Regeln und ausserhalb institutioneller, disziplinärer oder hierarchischer Strukturen und Protokollen agierend – am Impact Hub, dem Inkubator für Creative Industries und Cultural Entrepreneurs. Gleich drei Begriffe hintereinander, denen im Kulturbereich mit Ablehnung (oder zumindest Misstrauen) begegnet wird. Misstrauisch waren auch wir etwas. Und ja, dann waren da auch noch die Partnership Curators… Sie haben sich toll um uns gekümmert. Aber müssen sie unbedingt Curators sein? „Enablers“ wär doch viel passender. „Partneship Enablers“… Im Moment ist doch jede und jeder Kuratorin oder Kurator (aber ihr könnt uns glauben: CURATING IS NOT WHAT YOU THINK IT IS).

 

Sind diese und andere Übernahmen von Begriffen aus dem Kreativ- und Kulturbereich nun „Versuche der ökonomischen Domestizierung der letzten künstlerischen Freiräume“, wie es Gerhard Raunig und Ulf Wuggening, die Herausgeber des 2016 erschienen Bandes Kritik der Kreativität so griffig formulieren? Kannibalisieren jene, die sich als Creative Entrepreneurs positionieren und sich damit Erfolgskriterien wie Produktivität, Innovation und Kommerzialität verschreiben, die eigene „Freiheit“? Machen sie sich zu Sklaven der neoliberalistischen Maschine oder erkämpfen sie sich im Gegenteil mit dem Bekenntnis zur ökonomischen Raison eine viel grössere Unabhängigkeit?
Auch nach unserer Zeit am Impact Hub stehen wir diesen Fragen, sagen wir mal, ambivalent gegenüber. Aber an Ambivalenz sind wir gewöhnt. Wir lassen bei unser Arbeit immer unterschiedliche Stimmen sprechen, setzten Positionen und Perspektiven neben- (aber nie gegen-)einander.

 

Aber unser Misstrauen ist weg. Denn Ihr wart uns, in eurem Eintreten für eure Ideen und dem Willen, sie erfolgreich voranzutreiben, näher und ähnlicher, als wir das erwartet hatten. Wir haben die Zeit mit euch genossen. Eure Offenheit, die Gesprächskultur, die Neugierde und die Bereitwilligkeit, mit eigener Erfahrung weiterzuhelfen. Sowas findet im Kulturbereich, in dem statt positive Konkurrenz oft kleinlicher Futterneid herrscht und Teilen und Mitteilen Fremdwörter scheinen, leider nur selten ein Pendant.

 

Im Austausch mit euch haben wir einiges gelernt: Etwa, dass die Probleme, die sich in grossen Unternehmen stellen, oft die gleichen sind, denen Depot Basel auch in der Arbeit mit anderen Partnerinnen und Partnern begegnet: Nämlich jene von Menschen, die sich in den Strukturen, die ihnen auferlegt wurden, nicht zurechtfinden, die mit dem alltäglichen Leistungsdruck und dem von oben verordneten Weg zur Produktivität nicht zurechtkommen, sich gelähmt fühlen statt beflügelt, die kein gemeinsames Vokabular und keine Kommunikationsbasis haben, obwohl sie sich darum bemühen. An diesen Problemen und an der Zusammenarbeit mit Menschen möchten und können wir mit unseren Fähigkeiten ansetzten. Ob das nun im Kulturbereich, an Universitäten oder in Firmen geschieht.

 

Wir haben begonnen, in eine Zukunft zu denken, in der wir weniger von Fördergelder abhängig sind und unsere Leistung so formulieren können, dass ihr mögliches Resultat nicht bloss innerhalb des „Kulturchueche“ verständlich ist. Ganz konkret ist diese Zukunft noch nicht. Wir arbeiten weiter dran und kommen wieder. Vom 1.11. bis zum 11.11. sind wir für wieder im Impact Hub.

Und falls ihr wissen möchtet, was es mit dem Design Thinking auf sich hat, fragt uns einfach. Und bei allem anderen auch!

 

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